Badminton Open Saarbrücken

International 2016.08.20

Emotionaler Chen Long ist Olympiasieger

Emotionaler Chen Long ist Olympiasieger
[Foto/LIVE aus Rio: BADMINTONPHOTO]
Von Bernd-Volker Brahms
So stoisch, wie der 27-jährige Chinese Chen Long wirkt, so emotional hat er sich über den Gewinn der Goldmedaille gefreut. Nachdem er im Endspiel im Riocentro von Rio de Janeiro nach 74 Minuten den zweiten Matchball gegen den Malaysier Lee Chong Wei zum 21-18, 21-18 verwandelt hatte, schmiss er sich auf den Court, umarmte seine beiden Trainer Li Yongbo und Xia Xuanze und hüpfte anschließend aufgeregt durch die Halle.
Er warf drei seiner Schläger und auch sein Shirt ins johlende Publikum. Bei der Siegerehrung verdrückte er mehr als eine Träne.

"Der Sieg bedeutet mir sehr viel, Weltmeisterschaften sind jedes Jahr, aber Olympische Spiele nur alle vier Jahre", sagte der zweifache Weltmeister. Er hatte sich in Rio souverän durch einen 21:14, 21:15-Halbfinalsieg über Europameister Viktor Axelsen ins Endspiel gekämpft und ging selbstbewusst in die Partie, was sich durch eine große Präsenz auf dem Feld ausdrückte.

Das Finale war geprägt von langen, intensiven Ballwechseln, von denen der längste 49 Sekunden dauerte und 45 Schläge hatte. Entscheidend für den Sieg des Chinesen dürfte gewesen sein, dass er gerade bei engen Spielständen mehrere von Lee Chong Wei schon sicher verwandelt geglaubte Bälle noch zum Punktgewinn umwandelte und den beinahe Gegner zermürbte.
Der Sieg bedeutet mir sehr viel, Weltmeisterschaften sind jedes Jahr, aber Olympische Spiele nur alle vier Jahre.
Chen Long

Lee unterliefen darüber hinaus eine Reihe von Fehlern am Netz. Beide Akteure zeigten eine enorme Laufleistung. Obwohl es lediglich ein Zweisatzmatch war, gehörte es mit 74 Minuten zu den längsten des Turniers. Es wurde um jeden Millimeter gekämpft, was auch daran ersichtlich war, dass beide zusammen vier Mal den Videobeweis ("Challenge") forderten.

"Ich habe alles versucht, aber mein Kontrahent hat einfach besser gespielt", sagte ein sichtlich aufgeräumter Lee Chong Wei. Er hatte tolle Ballwechsel gespielt und konnte vor allem seine sonst oft gezeigte Nervosität im Griff behalten. Der Malaysier, der die erste Goldmedaille für sein Land hätte gewinnen können, hatte die letzten drei Begegnungen gegen den neuen Olympiasieger gewinnen können und durfte sich ausrechnen, doch noch zum Ende seiner Karriere einen ganz großen Titel gewinnen zu können. Schließlich hatte er nicht nur in London und Peking jeweils das olympische Finale verloren, sondern auch vier WM-Endspiele in Folge.

Lee Chong Wei plant Karriere bis zur nächsten WM fortzusetzen

Lee Chong Wei wird nach der Niederlage nun endgültig als ewiger Zweiter und Unvollendeter in die Geschichtsbücher des Sportes eingehen. Wenngleich er ankündigte, dass er noch ein Jahr bis zu den Weltmeisterschaften 2017 in Glasgow weiterspielen möchte. "Jetzt freue ich mich erstmal, meine Kinder wieder zusehen. Ich vermisse meine Familie. Ich war jetzt drei Wochen weg", sagte Lee Chong Wei in der Pressekonferenz.

Ganz offensichtlich nahm er die siebtente Niederlage in einem großen Turnier diesmal sehr gefasst auf. Natürlich hätte er gerne die erste Goldmedaille seines Landes gewonnen, aber dreimal Silber für das Land zu gewinnen, sei auch etwas, sagte er. Ohnehin habe Malaysia in Rio de Janeiro eine bisher nie dagewesene Leistung gebracht. Neben Lee hatten auch Athleten im Herrendoppel und Mixed Silber geholt.

Viktor Axelsen holt Bronze nach Europa

Zu Tränen gerührt war im Übrigen der Bronzemedaillengewinner Viktor Axelsen, nachdem er im Bronzespiel Badminton-Legende Lin Dan mit 15:21, 21:10, 21:17 bezwungen hatte. Nach Thomas Stuer-Lauridsen (Bronze, 1992) und Poul-Erik Høyer (Gold, 1996) war es die erst dritte Medaille im Herreneinzel für einen Europäer.


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