Badminton Open Saarbrücken

International 2019.05.01

Welche deutschen Spieler haben Chancen auf das Olympiaticket?

Welche deutschen Spieler haben Chancen auf das Olympiaticket?
Fabienne Deprez [Foto/Archiv: BadmintonPhoto]
Von Bernd-Volker Brahms
Welche deutschen Spieler können sich realistische Hoffnungen auf eine Olympiaqualifikation machen? Bernd-Volker Brahms berichtet im zweiten Teil unserer Tokio-Vorschau.
In den vergangenen Wochen haben sich einige Spieler und Paarungen ganz gut in Position gebracht, Überraschungen sind am Ende der ein Jahr laufenden Qualifikation trotzdem möglich. Am 28. April 2020 endet die Qualifikation für das Turnier in Tokio (24.7.-9.8.2020). Dann wissen die deutschen Spieler, ob sie wieder in allen fünf Disziplinen vertreten sein werden, wie in Rio de Janeiro.

Ein sehr großes Fragezeichen steht allen voran im Herreneinzel hinter dem deutschen Meister von 2017, Fabian Roth (1. BC Bischmisheim), der nach schweren Verletzungen den Anschluss sucht. Für den 23-Jährigen steht die Olympiaqualifikation nicht ganz oben auf der Agenda, für ihn gilt es, noch einmal den Anschluss im Wettkampfsport zu finden. Seit fast zwei Jahren konnte das größte Talent des DBV nicht mehr richtig an Turnieren teilnehmen. Zunächst waren es 2017 große Hüftprobleme und 2018 Beschwerden im Rücken, die ihn zurückwarfen. Bei einem Comeback-Versuch im Sommer 2018 bei den US Open riss gleich im ersten Spiel der Meniskus. "Er hat noch eine Chance", sagt DBV-Sportdirektor Martin Kranitz. Er wird allerdings nur noch auf Rang 470 der Weltrangliste geführt und muss sich auch in der Hinsicht erst nach oben quälen. Derzeit befindet er sich noch im Aufbautraining, wann erste Wettkämpfe anstehen, ist noch unklar.

Bester deutscher Spieler in der Weltrangliste ist derweilen Kai Schäfer (1. SC Union Lüdinghausen), der auf Rang 103 geführt wird. Der 25-Jährige wird Deutschland voraussichtlich bei den zweiten European Games vertreten, die vom 21.-30. Juni in Minsk (Weißrussland) stattfinden. Es werden dort rund 4000 Sportler aus 50 Nationen in 15 Sportarten kämpfen. Möglicherweise wird aber auch der 32-jährige Alexander Roovers (1. BV Mülheim, Rang 105) dabei sein, der lange vor Schäfer in der Weltrangliste rangierte und mit einer Verletzung zu kämpfen hat. Für die Olympiaqualifikation sollte darüber hinaus auch der zweifache deutsche Meister Max Weißkirchen (22, 1. BC Beuel, Rang 184) nicht vergessen werden, der immer noch auf den Durchbruch auf internationaler Ebene wartet.

Sehr gute Aussichten im Dameneinzel hat dagegen die deutsche Meisterin Yvonne Li (1. SC Union Lüdinghausen). "Sie ist auf einem guten Weg", sagt Kranitz. Die 20-Jährige hat bei internationalen Turnieren an Stabilität gewonnen und nimmt in der Weltrangliste Rang 40 ein. Für die Qualifikation reicht vermutlich Rang 28 der "bereinigten" Weltrangliste. Bereinigt heißt dabei, dass alle nicht qualifizierten Spieler zunächst aus der Rangliste gestrichen werden. Maximal zwei Spieler/Paarungen dürfen in Tokio pro Nation und pro Disziplin antreten. Dabei müssen im Einzel beide Spieler unter den ersten 16 und in den Doppeldisziplinen unter den besten acht der Abschlussrangliste geführt werden. Ein letztes Wort, welche Ranglistenplatzierung am Ende zählt, legt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) im Mai fest, wie Kranitz bestätigt.

Für Yvonne Li geht es darum, beste Deutsche in der Weltrangliste zu sein. Noch mit im Rennen für das Olympiaticket ist Fabienne Deprez. Die 27-Jährige, die ihre Punktspiele für den französischen Erstligsten CBAB Aulnay bestreitet, wird in der Weltrangliste auf Platz 85 geführt. Die zweifache deutsche Meisterin Luise Heim (23, 1. BC Bischmisheim) liegt mit Rang 110 zwar auch noch aussichtsreich in der Rangliste, hat allerdings in diesem Jahr noch kein internationales Turnier bestritten und konzentriert sich auch auf ihre Ausbildung außerhalb des Badmintoncourts.

Im Herrendoppel liegen die größten Qualifikationschancen bei Mark Lamsfuß (1. BC Wipperfeld) und Marvin Seidel (1. BC Bischmisheim). Sie haben in den vergangenen Wochen stark aufgespielt und erreichten bei den All England erstmals das Viertelfinale. Noch mit im Rennen sind auch Bjarne Geiss (21, Blau-Weiß Wittorf) und Jan-Colin Völker (21, TV Refrath), sie stehen auf Platz 79 der Rangliste. Eigentlich auch ganz gut in der Rangliste stehen Josche Zurwonne (31, 1. SC Union Lüdinghausen) und Jones Ralfy Jansen (26, 1. BC Wipperfeld) mit Platz 54, sie spielen allerdings seit Ende des vergangenen Jahres nicht mehr zusammen, sondern haben von den Trainern neue Partner zugewiesen bekommen. Jansen steht mit Peter Käsbauer (31, 1. BC Bischmisheim) mittlerweile auf Rang 128. Josche Zurwonne wird - nach Problemen mit Verletzungen - im Herbst seine internationale Karriere beenden.

Im Damendoppel möchten Isabel Herttrich (27, 1. BC Bischmisheim) und Linda Efler (24, 1. SC Union Lüdinghausen) erstmals die Qualifikation schaffen, sie gehen als Nummer 44 der Weltrangliste in die Qualifikation. Herttrich spielte bis zum September des vergangenen Jahres noch mit Carla Nelte (TV Refrath) zusammen und bildete ein Topdoppel. Die 28-jährige Carla Nelte entschied sich jedoch, nicht noch einmal in die Qualifikation zu gehen und ihre internationale Karriere zu beenden. Als letzte übriggebliebene Rio-Fahrerin möchte jedoch Johanna Goliszewski (1. BV Mülheim) noch ein zweites Mal an Olympischen Spielen teilnehmen. Die 32-Jährige spielt zusammen mit ihrer neun Jahre jüngeren Vereinskameradin Lara Käpplein. Sie stehen auf Platz 39 der Weltrangliste und haben jüngst Isabel Herttrich und Linda Efler auf den letzten Drücker den Startplatz für die European Games im Juni weggeschnappt. Bei den Mini-Olympischen Spielen gibt es im Übrigen auch Weltranglistenpunkte für die Qualifikation für die "richtigen" Olympischen Spiele.

Im Mixed werden wohl Mark Lamsfuß und Isabel Herttrich sowie Marvin Seidel und Linda Efler das Rennen unter sich ausmachen. Für die European Games haben sich Lamsfuß und Herttrich qualifiziert, die auf Rang 20 stehen. Seidel und Efler werden auf Platz 23 geführt. Neben den Einzeln stehen sicherlich im Mixed die Chancen am besten, dass auch Spieler aus Deutschland in Tokio vertreten sein werden.

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