Badminton Open Saarbrücken

International 2023.05.01

Die deutschen Chancen in der Olympia-Qualifikation

Die deutschen Chancen in der Olympia-Qualifikation
Zweifacher Europameister aus Deutschland: Mark Lamsfuß [Foto/Archiv: BadmintonPhoto]
Von Bernd-Volker Brahms
Mit dem 1. Mai beginnt für die Badmintonspielerinnen und Spieler das "Race to Paris". Ein Jahr lang können Punkte für die Weltrangliste gesammelt werden. Es sollen hier die Chancen der besten deutschen Akteure beleuchtet werden. Welche Spielerinnen und Spieler haben die besten Chancen, im kommenden Jahr beim olympischen Badminton-Turnier in Frankreich dabei zu sein (27. Juli - 5. August)?
Eins vorweg: Es ist die wohl härteste Qualifikation irgendeiner Sportart für die Olympischen Spiele. Ein Jahr lang stehen die Spielerinnen und Spieler unter Dauerstress. Es geht darum, zehn Topwertungen in der Weltrangliste zu haben. Bis zuletzt - am 28. April 2024 läuft der Quali-Zeitraum aus - sind immer noch größere und kleinere Sprünge in der Weltrangliste möglich. Zwischendurch muss viel gerechnet werden. Außerdem wird auch etwas "gezockt". Es werden strategisch günstige Turniere ausgesucht, wo viele Weltranglistenpunkte warten und ein nicht so starkes Teilnehmerfeld erwartet wird.

"Unser Ziel ist, dass wir in allen fünf Disziplinen in Paris dabei sind", sagt Sportdirektor Martin Kranitz vom Deutschen Badminton-Verband (DBV). Bei den acht vorherigen Olympischen Spielen ist dies bisher nur 2016 in Rio de Janeiro geglückt. Darüber hinaus war der DBV auch 1992 bei der Olympia-Premiere in Barcelona in allen Disziplinen dabei (allerdings war damals die Mixed-Disziplin noch nicht integriert).

"Es wird bis zuletzt spannend bleiben", ist sich Kranitz sicher. Im April des kommenden Jahres wird abgerechnet. 25 und mehr internationale Turniere werden die Topathlethen laut DBV-Sportdirektor bis dahin gespielt haben. Je nach Ausgangslage wird das Turnierprogramm auch teilweise kurzfristig (um)geplant. Die Europameisterschaften in einer der letzten Quali-Wochen im April 2024 werden den Abschluss bilden - und das vor heimischem Publikum. Die EM findet vom 9.-13. April 2023 in Saarbrücken statt.
Für Yvonne Li geht es um einen Setzplatz.
Martin Kranitz

Das Olympia-Ticket am sichersten hat derzeit die fünffache deutsche Einzelmeisterin Yvonne Li (SV Fun-Ball Dortelweil). Die 24-Jährige liegt derzeit auf Rang 24 der Weltrangliste. Im 38er-Teilnehmerfeld in Paris wäre sie sicher dabei, wenn jetzt schon jetzt Ende der Qualifikation wäre. "Für Yvonne geht es um einen Setzplatz", sagt Martin Kranitz. In Paris wird im Einzel in 16 Gruppen die Vorrunde gespielt, ehe es in die K.o.-Runde geht. Mit einem Setzplatz unter den ersten 16 wäre ein Vordringen ins Achtelfinale für Yvonne Li wesentlich erleichtert. Eine interne, deutsche Konkurrenz muss die gebürtige Hamburgerin nicht fürchten. In der Weltrangliste folgt ihr Ann-Kathrin Spöri (TV Refrath) auf Platz 142. Allerdings hat die 22-Jährige gerade ihre Leistungssportkarriere beendet. Auf Rang drei der internen Rangliste folgt Miranda Wilson (23, SG Schorndorf) auf Platz 169 der Weltrangliste.

Ungleich spannender sieht es im Herreneinzel aus. Dort sind gleich vier oder sogar fünf Spieler im Rennen, die um das Olympiaticket mitspielen. Am besten liegt Kai Schäfer (SV Fun-Ball Dortelweil) auf Rang 66. Für den 29-Jährigen wäre Paris nach Tokio die zweite Olympia-Teilnahme. Ihm dicht auf den Fersen ist Max Weißkirchen (26, 1. BC Beuel), der mit derzeit nur elf gespielten Turnieren auf Rang 82 geführt wird. Der Bonner hat allerdings schon seit Monaten mit Achillessehnenproblemen zu kämpfen. Auf Rang 95 folgen Fabian Roth (27, TV Refrath) und auf Platz 99 der Weltrangliste rangiert Samuel Hsiao (24, 1. BC Wipperfeld). Etwas abgeschlagen folgt auf Rang 141 der deutsche Meister Matthias Kicklitz (21, Blau-Weiß Wittorf).

"Wir werden denjenigen nominieren, der am Ende am höchsten in der Weltrangliste steht", sagt Martin Kranitz. Das sei die ganz klare Absprache. Darüber hinaus ist auch die Nominierung über den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) sicher, sofern ein Spieler die Qualifikationskriterien des internationalen Verbandes erfüllt. Bei früheren olympischen Turnieren war die Vorgabe "Endkampfchance" gültig. Allerdings müssen sich die deutschen Spieler in der Weltrangliste noch steigern, um sicher dabei zu sein im 38er-Feld. Rang 66 - wie derzeit bei Kai Schäfer - könnte eng werden, wenngleich zahlreiche vor ihm platzierte Spieler aus der "bereinigten Rangliste" fallen würden. Nationen, die zwei Spieler mit nach Paris nehmen wollen, müssen unter den besten 16 sein. Ansonsten gilt: Pro Nation nur ein Spieler.
Wir werden den Spieler im Herreneinzel nominieren, der am Ende am höchsten in der Weltrangliste steht.
Martin Kranitz


"Besonders schwer wird es im Damendoppel werden", ist sich Marin Kranitz sicher. Die Dominanz der Asiatinnen hat zuletzt aus seiner Sicht sogar noch zugenommen. Selbst die Europmeisterinnen - die bulgarischen Schwestern Stefani und Gabriela Stoeva - haben große Schwierigkeiten, bei Topturnieren überhaupt das Viertelfianle zu erreichen. Aus deutscher Sicht gehen Isabel Lohau (31) und Linda Efler (28, beide 1. BC Bischmisheim) immerhin auch als Viz-Europmeisterinnen ins Qualifkationsrennen. Sie sind die Nummer 28 der Weltrangliste. Das würde derzeit nicht für die Qualifikation für das 16er-Teilnehmerfeld in Paris reichen. "Sie müssen Nummer 13 der bereinigten Weltrangliste sein", sagt Kranitz. Bereinigt heißt dabei, dass Paarungen bestimmter Länder aus der Rangliste herausfallen, wenn diese ihre Quote bereits erfüllt haben. Die drei verbliebenen Plätze werden wiederum durch Koninentalquouten bzw. andere Quoten ("Tripartite") ergänzt.

Die gleichen Regeln gelten auch im Herrendoppel und Mixed. Hier sieht es jedoch für die deutschen Akteure ungleich besser aus. Die Europameister Mark Lamsfuß (29) und Marvin Seidel (27, 1. BC Wipperfeld) sind derzeit in der Weltrangliste auf Platz 16. Wenn sie ihr Niveau halten, dann sind sie nach 2021 in Tokio ein zweites Mal bei den Olympischen Spielen dabei. In Lauerstellung sind Jan-Colin Völker (25, TV Refrath) und Bjarne Geiss (25, BW Wittorf) - allerdings trennen sie mit Platz 62 der Weltrangliste noch Welten von ihren internen Konkurrenten.

Im Mixed gehen Mark Lamsfuß und Isabel Lohau ebenfalls als amtierende Europameister in die Qualifikation. Sie sind Nummer zwölf der Welt und haben beste Chancen auf die Qualifikation. Allerdings haben sie auch Topwertungen zu "verteidigen". Neben dem EM-Titel haben sie auch WM-Bronze im aktuellen Ranking. "Sie sind gut im Training", sagt Martin Krainitz kurz vor Start der Qualifikation. Sie haben bei den Turnieren gerade eine schwächere Phase hinter sich, die auch durch Krankheitspech gekennzeichnet war. Allerdings kann Isabel Lohau mit gestärktem Selbstvertrauen an kommende Aufgaben herangehen. Gerade erst wurde sie von der Badminton Europe Confederation (BEC) zur "Spielerin des Jahres" gekürt.

Als zweite deutsche Mixed-Paarung gehen Jones Jansen (30, 1. BC Wipperfeld) und Linda Efler in die Qualifikation. Sie sind derzeit Nummer 37 der Weltrangliste. Die deutschen Meister Patrick Scheiel (24) und Franziska Volkmann (29, beide Blau-Weiß Wiitorf) sind ebenfalls internationale Vielspieler - stehen allerdings "nur" auf Platz 74 der Weltrangliste.


Anzeige


Badminton Open Saarbrücken
Anzeige