International 2024.07.12

Einige lange Gesichter bei Olympia-Auslosung

Einige lange Gesichter bei Olympia-Auslosung
Für Fabian Roth hätte es schlimmer kommen können [Foto/Archiv: BadmintonPhoto]
Von Bernd-Volker Brahms
Der Badminton-Weltverband BWF hat heute (12.7.) die Auslosungen für das olympische Badminton-Turnier (27.7.-6.8.) vorgenommen. Dies wurde live vom Verbandssitz in Kuala Lumpur (Malaysia) vorgenommen und auf Youtube übertragen. Auch die vier deutschen Badminton-Asse, die in Paris dabei sein werden, haben der Auslosung entgegengefiebert. Mit höchst unterschiedlichen Gefühlen.
Richtig bedient nach der Zeremonie war die sechsfache deutsche Meisterin Yvonne Li (SV Fun-Ball Dortelweil). Die 26-Jährige muss in Paris gegen die Titelverteidigerin Chen Yu Fei aus China und die Dänin Mia Blichfeldt antreten. „Ich kann da gar nicht viel zu sagen“, sagt Yvonne Li in unmittelbarer Reaktion gegenüber badzine.de.

Die deutsche Ausnahmespielerin, die in der Weltrangliste aktuell auf Platz 36 geführt wird, hat sich für Paris viel vorgenommen. Der Sprung in die K.O.-Runde war das Ziel gewesen. Anders als bei anderen Badminton-Turnieren wird bei den Olympischen Spielen zunächst in Gruppen gespielt, danach folgt das Achtelfinale im K.O.-System. Nur die Gruppenersten rücken vor. „Mein großes Ziel im Vorfeld war das Erreichen eines Setzplatzes“, sagte Yvonne Li. Dies sei ihr leider nicht gelungen, somit habe sie mit den härtesten Gegnerinnen gleich zu Beginn rechnen müssen. Das dies nun auch eingetroffen ist, sei schon bitter. Bei aller Enttäuschung über die Auslosung spricht sie sich aber selber Mut zu. „Die Spiele müssen erst einmal gespielt werden.“

Ungleich optimistischer kann der deutsche Vizemeister Fabian Roth (28, TV Refrath) nach Paris blicken. Der 28-Jährige, der in Paris sein Olympia-Debüt feiert, bekommt es in seiner Gruppe mit dem Inder Prannoy H.S. zu tun, der an Position 13 gesetzt ist.

Außerdem trifft er auf den Vietnamesen Lee Duc Phat. „Ich freue mich auf das Turnier“, sagt Roth. „Gegen Prannoy habe ich noch nie gespielt und gegen den Vietnamesen habe ich dieses Jahr einmal verloren und habe also noch eine Rechnung offen“, sagt Roth. „Ich bin happy mit der Auslosung, aber trotzdem klarer Außenseiter“, sagt er.

Nicht ganz so happy dürfte der Däne Viktor Axelsen nach der Auslosung gewesen sein. Der Olympiasieger von Tokio rutschte in eine Vierergruppe und muss damit ein Spiel mehr absolvieren, als seine schärfsten Konkurrenten, der an eins gesetzte Chinese Shi Yu Qi und der der Indonesier Jonatan Christie (3 der Setzliste).

Noch viel längere Gesichter machten an diesem Morgen die beiden Doppelspezialisten und ehemaligen Europameister Mark Lamsfuß und Marvin Seidel, die in Paris zum zweiten Mal im Herrendoppel bei Olympischen Spielen dabei sind. Sie guckten ganz durch die Röhre, da die Auslosung kurzfristig komplett ausfiel. „Ich habe erst kurz vor der geplanten Auslosung davon erfahren, dass das Herrendoppel vorerst nicht ausgelost wird“, sagt Mark Lamsfuß (30). Rund 40 Minuten vor der geplanten Auslosung hatte die BWF eine Pressemitteilung versandt, in der sie angab, dass aufgrund einer Anhörung beim Internationalen Sportgericht CAS eine Verschiebung der Auslosung notwendig sei.

Hintergrund ist offensichtlich die Tatsache, dass die BWF im Mai dem französischen Herrendoppel Ronan Labar und Lucas Corvee die Qualifikation versagte. Stattderer qualifizierten sich ihre Landsleute Toma Junior Popov und Christo Popov für die Spiele vor der eigenen haustür. Die BWF hatte die Weltrangliste im April kurzfristig aufgrund eines vorangegangenen Kalkulationsfehlers korrigiert, was am Ende die Umkehr der qualifizierten Paarung bedeutete. Zunächst hatte der französische Verband bei der BWF interveniert und wollte beide Paarungen qualifiziert sehen. Als dies abgelehnt wurde, zogen Labar und Corvee vor das Sportgericht in Lausanne (Schweiz). Wie die französische Sportzeitung „LÉQUIPE“ bereits am Montag (8.7.) meldete, bekamen sie nun Recht zugesprochen. Auch der französische Badminton Verband meldete sich am Freitag (12.7.) laut einer Meldung der Agentur Reuters zu Wort. Labar und Corvee seien mittlerweile im Trainingscenter und würden sich auf ihren Olympiaeinsatz vorbereiten, heißt es dort. Es stehe noch eine Ausnahmegenehmigung durch das IOC aus, heißt es. Die BWF muss diese beantragen. Laut Reglement qualifizieren sich 16 Doppel für die Olympische Spiele, die dann in vier Vierergruppen aufgeteilt werden. Nun müsse es bei 17 Doppelpaarungen eine Fünfergruppe geben.

„Das ist alles sehr ärgerlich und kann am Ende auch zu einer Wettbewerbsverzerrung führen“, sagt Martin Kranitz, der (ehemalige) Sportdirektor des Deutschen Badminton Verbandes (DBV). Aber der BWF bleibe angesichts der jetzigen Situation wohl nichts anderes übrig, als beide französische Paarungen an den Start gehen zu lassen. Man müsse abwarten, wie die BWF das auch organisatorisch lösen wird. Eigentlich steht der Zeitplan und die Abfolge für die einzelnen Spiele genau fest.



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