Badminton Open Saarbrücken

Stars 2023.10.22

Ein deutscher Star in Lauerstellung

Ein deutscher Star in Lauerstellung
Matthias Kicklitz - ein kommender Star mit dem richtigen Mindset [Foto/Archiv: BadmintonPhoto]
Von Bernd-Volker Brahms
In der Weltrangliste liegt Matthias Kicklitz derzeit „nur“ auf Platz 100. Doch man sollte den jungen Mann aus Schleswig-Holstein auf dem Zettel haben, wenn es um kommende Großtaten des deutschen Badminton geht. Selbst ein kurzfristiger Durchbruch und ein Start bei den Olympischen Spielen in Paris ist noch möglich. „Er ist einer unserer kommenden Spieler“, sagt Chef-Bundestrainer Detlef Poste.
„Ich denke in einzelnen Schritten“, sagt der 21-jährige deutsche Meister Matthias Kicklitz. Für dieses Jahr sei es das Ziel gewesen, in die Top 100 der Weltrangliste vorzudringen und darüber hinaus das eine oder andere internationale Turnier zu gewinnen. Beides ist ihm gelungen. Den DM-Titel in Bielefeld im Februar gab es noch obendrauf. Dort ließ er – wenn auch mit etwas Glück bzw. Verletzungspech der Konkurrenz - die übrigen Nationalspieler hinter sich. Bereits im Januar gewann er die Island International, im Juni folgten die Lithunian International.

Wenn man Matthias Kicklitz nach seinen Ambitionen für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr fragt, dann wiegelt er ab. „Ich probiere die Qualifikation natürlich, aber darauf liegt nicht mein Fokus“, sagte der DBV-Kaderathlet, der für Blau-Weiß Wittorf in der Bundesliga spielt und seit zwei Jahren in Mülheim am Bundesleistungszentrum trainiert.

„Er ist ein Supertyp“, sagt Chef-Bundestrainer Detlef Poste. Sein Potenzial, es bis in die Weltspitze schaffen zu können, sei deutlich erkennbar. „Er hat klare Ideen für sein Spiel und bringt große Nervenstärke mit. Und: er bleibt cool in entscheidenden Spielphasen“, sagt Poste. Matthias Kicklitz habe seinen eigenen Kopf, so Poste. Dies sei für Trainer durchaus herausfordernd. Allerdings sei er immer „positiv nach vorn gerichtet“. „Wer stromlinenförmig agiert, schafft es nicht unter die Besten, Matthias bringt das richtige Mindset mit“, ist der 57-Jährige Trainer sicher. Aber: „Er braucht noch etwas Zeit, muss mehr Erfahrung sammeln.“

Beim Rennen ums Olympiaticket liegt derzeit noch Kai Schäfer von Fun-Ball Dortelweil vorne. Der 29-Jährige, der auch schon in Tokio die deutschen Farben im Herreneinzel vertreten hat, steht derzeit auf Rang 69 (Stand: 22.10.23). Auf Rang 82 folgt Fabian Roth (27, TV Refrath). Auf Platz 101, und damit nur einen Platz schlechter als Kicklitz, steht Max Weißkirchen (27, 1. BC Beuel). Es gibt also einen spannenden Vierkampf und das Ticket. Nur der beste Deutsche in der Rangliste wird in Paris dabei sein. „Wir machen uns gegenseitig keinen Stress. Wir wissen, dass wir uns gegenseitig brauchen“, sagt Kicklitz. Allerdings liegt der deutsche Meister noch in Reichweite. Der Qualifikationszeitraum endet erst Anfang Mai, es zählen die zehn besten Turniere. „Es kann viel passieren in einem halben Jahr“, sagt er Kicklitz vielsagend.

Für Matthias Kicklitz geht es darum, in absehbarer Zeit den „Cut“ für die größeren Turniere zu schaffen. Erst bei einer Weltranglistenposition ab etwa Platz 40 ist der Zugang zu den Topveranstaltungen gesichert. „Ich bin happy, dass ich meine Jahresziele erreicht habe“, sagt Kicklitz. Derzeit ist der 21-Jährige eingespannt in Bundeswehrlehrgänge und spielt ein paar Turniere wie die Scottish Open und die Dutch Open fast ohne größere Trainingseinheiten. Er gehört zur Sportförderkompanie. Insgesamt muss er fünf Lehrgänge in zwei Jahren absolvieren, danach kann er sich fast uneingeschränkt dem Spitzensport widmen.

Über seine Eltern ist er früh zum Badminton gekommen. Beim SV Büchen schwang er schon mit fünf Jahren den Schläger, seine dänische Mutter fungierte als Trainerin. Mit neun Jahren ging es dann zum Horner TV und in die Sportschule Hamburg, ehe er vor drei Jahren zum Bundesligisten Blau-Weiß Wittorf wechselte. Matthias Kicklitz spricht fließend Dänisch, was ihm auch im badmintonverrückten Nachbarland Türen öffnet. Vor kurzem erst trainierte er beim Spitzenklub in Gentofte. „Ins Nationalcenter komme ich natürlich nicht“, sagt er. Allerdings hat er auch schon mal eine Trainingseinheit mit dem ehemaligen Vize-Weltmeister Anders Antonsen hingelegt, der eine Zeitlang in Dubai trainierte.

Um vielleicht doch noch das Ticket für Paris zu holen, reist er – wie auch seine deutschen Trainingskollegen - an die abgelegensten Orte der Welt, um wichtige Weltranglistenpunkte zu holen. Zuletzt war er in Trinidad und Tobago und konnte dort das Halbfinale bei einem Turnier der International Series erreichen. Das gleiche gelang ihm in Brasilien. In diesem Sommer war er auch schon auf der Insel Reunion im Indischen Ozean und auch auf Mauritius unterwegs, im Frühjahr in Uganda. Sein allererstes Turnier gewann er vor einem Jahr in einem Kibbuz in Israel. „Das Reisen strengt schon an“, sagt Kicklitz, sei aber andererseits auch „sehr cool“.


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